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Progress in Mind
Fehlende Therapietreue und mangelnde Einbindung bedeuten häufig, dass Patienten mit ernsthaften psychischen Erkrankungen die Vorteile verpassen, die eine medikamentöse Behandlung, insbesondere injizierbare langwirksame Präparate (long acting injectable, LAI) zu bieten vermag. Ein bei der SIRS 2019 veranstaltetes Symposium nahm Programme unter die Lupe, die darauf abzielen, Patienten, Ärzte und Betreuer wieder für die kulturell angemessene Verwendung dieser wertvollen Medikamente zu gewinnen.
In den USA beträgt die Quote der Therapietreue bei Antipsychotika-Behandlungen weniger als 40%. Allein durch Steigerung der Therapietreue um 20% könnte man nicht nur finanzielle, sondern auch klinisch-therapeutische Vorteile erzielen. Können injizierbare langwirksame Antipsychotika (LAI) das Erreichen dieses Ziels unterstützen, fragte sich Dawn Velligan, University of Texas Science Centre in San Antonio, Texas, USA.
Dr. Velligan beschrieb die Initiative Multi-level facilitation of long-acting AntiPsychotic (MAP), die aktuell in 4 Kliniken in den USA getestet wird. MAP ist ein verhaltensbezogenes Interventionstool, das nicht nur auf Patienten, sondern auch auf Ärzte und Verwaltungsleiter abzielt. Damit sollen die Identifizierung von Patienten, die von LAI profitieren würden, unterstützt und über verbesserte Therapietreue bessere Ergebnisse erzielt und Ressourcen besser genutzt werden. So können Patienten beispielsweise Filmaufnahmen eines Peer-Spezialisten sehen, der sie durch eine gemeinsame Entscheidungsfindung begleitet und die Art Fragen umreißt, die ein Patient seinem Arzt hinsichtlich seines Versorgungsplans stellen sollte; Verwaltungsleiter erfahren, wie ein angemessener Einsatz von LAI Ergebnisse und Versorgungsqualität verbessern kann.
MAP ist ein verhaltensbezogenes Interventionstool, das auf Patienten, die von LAI profitieren würden, sowie auf Ärzte und Verwaltungsleiter abzielt
Ärzte erhalten wissenschaftliche Einzelheiten, die die Vorteile der LAI-Therapie deutlich erklären. Wie es scheint, bieten Ärzte den Patienten diese Option viel zu selten an - hauptsächlich, weil sie glauben, dass ein injizierbares Medikament vom Patienten nicht akzeptiert wird.
Ärzte fühlen sich unbehaglich, wenn es darum geht, den Einsatz eines injizierbaren Medikaments vorzuschlagen und möchten die Diskussion anscheinend lieber vermeiden. Dr. Velligan zeigte jedoch, dass Patienten in der Regel für die Strategie empfänglich sind, wenn man zunächst die Vorteile und Annehmlichkeiten der Therapie betont und dann hinterherschickt: „Übrigens geht es dabei um eine monatliche Injektion“.
Patienten gegenüber Einsatz von LAI offen
Um der Identifizierung von Patienten, die profitieren könnten, weiter auf die Sprünge zu helfen, bot man Ärzten auch eine einfache Checkliste mit 5 Punkten an, die sogenannte „NOB“-Checkliste (individuals Not receiving Optimum Benefit from antipsychotic medication - Personen, die nicht den optimalen Nutzen aus der Antipsychotika-Medikation ziehen). Wie lief es nun mit diesen in den vier Testkliniken, wo der Einsatz der NOB-Checkliste allein (zwei Kliniken) oder in Verbindung mit dem MAP-Paket mit unterstützenden Materialien (zwei Kliniken) verglichen wurde?
Die NOB-Checkliste war nützlich zur Identifizierung von Personen, die Angebote von LAI wahrscheinlich nicht nur erhalten, sondern vermutlich auch akzeptieren. Die Implementierung war eine Herausforderung - wie Dr. Velligan sagte: „5 Fragen zu stellen war zu schwierig, aber es machte einen Unterschied.“ In den Kliniken mit MAP-Behandlung jedoch baten die Patienten um Injektionen.
Die NOB-Checkliste war nützlich zur Identifizierung von Personen, die Angebote von LAI wahrscheinlich nicht nur erhalten, sondern vermutlich auch akzeptieren.
Das MAP-Programm steigert die Verwendung von LAI möglicherweise sogar in Kliniken, die zu Beginn bereits eine ganze Menge verwenden, und die Verwendung des NOB allein kann Angebot und Nutzung von LAI erhöhen. Sie schloss: „Wenn orale und injizierbare Medikamente existieren, warum lassen wir dann nicht allen Patienten die Wahl? Machen wir das denn nicht häufig bei Antibiotika und Steroiden?“
Wenn orale und injizierbare Medikamente existieren, warum nicht allen Patienten die Wahl lassen?
Die Ärzten angebotenen Materialien zum MAP-Programm enthielten detaillierte Videos von Experten. Experten müssen allerdings auch Kenntnisse erwerben, wie LAI anzuwenden sind. Martha Sajatovic, Case Western Reserve University School of Medicine, Cleveland, Ohio, USA, umriss den Prozess, der der Bildung von Konsensrichtlinien zur Verwendung von LAI bei Patienten mit Schizophrenie, schizoaffektiver Störung und bipolarer Störung zugrunde liegt.
Eine Online-Umfrage mit insgesamt 50 Fragen, wie Experten Patienten identifizieren, eine Therapie einleiten und eine Erhaltungstherapie mit ihren Patienten durchführen, wurde an 42 Experten verschickt (24% derjenigen, die man zur Teilnahme eingeladen hatte). Von diesen füllten 34 (81%) den Fragebogen aus. Die Befragten wurden gebeten, die Optionen auf einer Skala mit 9 Punkten zu bewerten. Der Konsens wurde statistisch ermittelt.
Die meisten Experten räumten ein, dass Therapietreue in einem normalen klinischen Umfeld nicht verlässlich bestimmt werden kann. Personen, die für schlechte Therapietreue bekannt waren, solche mit einer Vorgeschichte hochriskanter Verhaltensweisen und solche mit eingeschränkter Unterstützung könnten ideale Kandidaten für LAI sein. Konsens war, dass der Einsatz von LAI bereits früher im Krankheitsverlauf in Betracht gezogen werden sollte.
LAI sollten früher im Krankheitsverlauf in Betracht gezogen werden
Our correspondent’s highlights from the symposium are meant as a fair representation of the scientific content presented. The views and opinions expressed on this page do not necessarily reflect those of Lundbeck.