Suizidalität: Identifikation der Risikofaktoren

Jedes Jahr sterben mehr als 800.000 Menschen durch Suizid. Die frühzeitige Erkennung, Beurteilung, Behandlung und Nachsorge stellt sicher, dass Menschen, die suizidgefährdet sind oder einen Suizidversuch unternommen haben, die Unterstützung und Pflege erhalten, die sie benötigen. Um dem medizinischen Fachpersonal zu helfen, Personen zu erkennen, die möglicherweise ein hohes Suizidrisiko aufweisen, haben Studien Faktoren identifiziert, die mit Suizidalität in Verbindung stehen, sowie Schutzstrategien identifiziert, die Gefährdeten zugutekommen können.

 

Jedes Jahr sterben mehr als 800.000 Menschen durch Suizid1. Die frühzeitige Erkennung, Beurteilung, Behandlung und Nachsorge stellt sicher, dass Menschen, die suizidgefährdet sind oder einen Suizidversuch unternommen haben, die Unterstützung und Pflege erhalten, die sie benötigen.2 Um dem medizinischen Fachpersonal zu helfen, Personen mit möglicherweise hohem Suizidrisiko zu erkennen, haben Studien Faktoren identifiziert, die mit Suizidalität in Verbindung stehen, sowie Schutzstrategien ausgearbeitet, die Gefährdeten zugute kommen können.

Psychische Störungen als wesentlicher Risikofaktor

Frühere Suizidversuche stehen in enger Verbindung mit zukünftigem Suizid3

Diagnostizierte psychische Erkrankungen gelten als starker Suizid-Risikofaktor und tragen schätzungsweise zu 47-74% zum gesamten Suizidrisiko bei.4,5

In Langzeitstudien wurde das Suizidrisiko von Patienten mit Depressionen auf 4-7 % geschätzt.5,6 Patienten mit substanz-/alkoholbezogenen Störungen, bipolarer Störung und Schizophrenie weisen ebenfalls ein erhöhtes Risiko auf, insbesondere wenn mehrere Störungen gleichzeitig vorliegen.3,5,6

Ungefähr 90% der Menschen, die Suizid begehen, leiden unter einer psychischen Störung6

Welche anderen Gruppen sind gefährdet?

Suizid betrifft Menschen aller Altersgruppen; global gesehen sind die höchsten Suizidraten jedoch in älteren Altersgruppen zu verzeichnen.7 Bei jüngeren Menschen sind die Raten zwar niedriger, aber der Suizid trägt in dieser Altersgruppe zu einem grösseren Anteil an der Gesamtmortalität bei; er ist die zweithäufigste Todesursache bei den 15-29-Jährigen weltweit und die häufigste Todesursache bei 15-19-jährigen Frauen in Europa.1,4 Tragischerweise sind Jugendliche durch Stress und Unsicherheiten, die aus Veränderungen in ihrem Leben resultieren, sowie durch  erhöhten Druck durch Gleichaltrige und Familie besonders gefährdet.4

Überproportional von der Suizidalität betroffen ist die lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender-Community, was auf Faktoren wie einer Ablehnung durch die Familie, Viktimisierung und Scham durch verinnerlichte Transphobie zurückgeführt wird.8

Migranten und ethnische Minderheiten sind möglicherweise ebenfalls häufiger von suizidalem Verhalten betroffen als die Allgemeinbevölkerung, wobei Sprachbarrieren und Familientrennung als zusätzliche Risikofaktoren wirken.9

Risikofaktoren für Suizid bestehen auf systemischer, gesellschaftlicher und individueller Ebene1

Negative Lebenserfahrungen

Stress wirkt sich ebenfalls auf die Suizidalität aus, durch die Beeinflussung des Schlafes, der Impulsivität und der funktionellen Leistung.10 Es besteht ein Zusammenhang zwischen Suizidalität in der Verwandtschaft und zukünftigen Suizidversuchen. Zudem können Kindheitstraumata Jahrzehnte später zu Suizid führen.10,11

Stress, Schlaf und Suizidalität sind stark miteinander verflochten10

Finanzielle Belastungen wie geringeres Einkommen, Schulden, Arbeitslosigkeit oder frühere Obdachlosigkeit werden ebenfalls signifikant mit Suizid in Verbindung gebracht.12 Personen, bei denen diese vier Faktoren alle zutreffen, sind einem 20-mal höheren Suizidrisiko ausgesetzt als Personen ohne finanzielle Belastungen.12

Dem Suizidrisiko vorbeugen

Das Aufrechterhalten gesunder Beziehungen kann vor Suizid schützen und ein dichtes Sozialnetz kann in einer persönlichen Krise eine entscheidende Unterstützung bieten.1

Brauchen Sie Hilfe? Wenden Sie sich in Krisensituationen jederzeit vertraulich an die Dargebotene Hand: Telefon 143 oder www.143.ch

Gewohnheiten zur Förderung des Wohlbefindens, wie z. B. das Entwickeln eines Identitätsgefühls und von Problemlösungsfähigkeiten, können zum Schutz vor den Auswirkungen von Stress und Traumata beitragen und dazu beitragen, dass bei psychischen Problemen Hilfe aufgesucht wird.1 Zudem fördert ein gesunder Lebensstil in Bezug auf Ernährung, Bewegung, Schlaf und soziale Kontakte das körperliche und geistige Wohlbefinden, was möglicherweise vor suizidalem Verhalten schützt.1

Versteht man die Risikofaktoren, die zum Suizid führen, können gefährdete Personen erkannt, mögliche Schutzstrategien angeboten und der Zugang zur nötigen Unterstützung geschaffen werden.

Erfahren Sie mehr über die Zielsetzungen der WHO bei der Suizidprävention im Rahmen ihrer Sustainable Development Goals 2030, Lundbecks 10 Empfehlungen im Rahmen eines multisektoralen Ansatzes und welche Massnahmen Lundbeck im eigenen Unternehmen zur Suizidprävention umsetzt.

Referenzen

1. World Health Organization. Preventing suicide: a global imperative. Geneva: World Health Organization, 2014.

2. World Health Organization. Live life: an implementation guide for suicide prevention in countries. Geneva: World Health Organization, 2021. Licence: CC BY-NC-SA 3.0 IGO.

3. Yoshimasu K, et al. Environ Health Prev Med 2008; 13 (5): 243–256.

4. Bilsen J. Front Psychiatry 2018; 9: 540.

5. Nordentoft M, et al. Arch Gen Psychiatry 2011; 68 (10): 1058–1064.

6. Holmstrand C, et al. Acta Psychiatr Scand 2015; 132 (6): 459–469.

7. Värnik P. Int J Environ Res Public Health 2012; 9: 760–771.

8. Narang P, et al. Prim Care Companion CNS Disord 2018; 20 (3): 18nr02273.

9. Forte A, et al. Int J Environ Res Public Health 2018; 15 (7): 1438.

10. O’Connor, DB et al. Int Rev Neurobiol 2020; 152: 101–130.

11. Pitman A, et al. Lancet Psychiatry 2014; 1 (1): 86–94.

12. Elbogen EB, et al. Am J Epidemiol 2020; 189 (11): 1266–1274.

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