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Progress in Mind
Massentraumatische Ereignisse, wie die weltweite COVID-19-Pandemie, haben erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit mit einer erhöhten Prävalenz von Stress, Angstzuständen und Depressionen in der Allgemeinbevölkerung1. Bestimmte Gruppen, z. B. Personen mit bestehenden psychischen Erkrankungen, erleben eine höhere Krankheitsbelastung durch COVID-192. Dieses Satellitensymposium des ECNP 2021 befasste sich mit der wichtigen Rolle von vergangenen oder gegenwärtigen Traumata bei Patienten mit schwerer depressiver Störung (MDD). Emotionale Abstumpfung ist ein häufiges, aber schwer zu behandelndes Symptom bei diesen Patienten, und die Referenten stellten eine vielversprechende neue Entwicklung in der Behandlung vor.
Auswirkungen von vergangenen und gegenwärtigen Traumata
Roger McIntyre (University of Toronto, Kanada) eröffnete die Session, indem er aufzeigte, welche Auswirkungen ein Trauma haben kann. Eine Online-Umfrage unter der Allgemeinbevölkerung in Italien ergab, dass die Symptome von Depressionen (15,4 % auf 32,3 %) und Angstzuständen (21,4 % auf 35,7 %) während des Lockdowns deutlich zunahmen3. Personen mit psychischen Grunderkrankungen haben ein höheres Risiko für Krankenhausaufenthalte und Tod4. Die Symptome der MDD werden verschlimmert5 und das Symptomprofil kann unterschiedlich sein. Auch nach der Genesung von COVID-19 sind Symptome wie Anhedonie häufig und können ein Prädiktor für den Schweregrad einer COVID-19-bedingten Depression sein6.
Frühere Traumata führen bei Menschen mit MDD zu einem erhöhten Risiko für frühes Auftreten, Rezidiv und Krankheitskomplexität
Es sind nicht nur die jüngsten Traumata, die sich auf die Patienten auswirken. Ein früheres Trauma (z. B. aus der Kindheit) führt bei Menschen mit MDD zu einem erhöhten Risiko für Frühbeginn, Rückfall und Krankheitskomplexität. 62,5 % der Patienten mit MDD berichteten mindestens zwei traumatische Ereignisse im Vergleich zu 28,4 % der Kontrollpersonen7.
Behandlung von Patienten mit früherer Traumaexposition
Die Wirksamkeit von Antidepressiva war bei Patienten mit früherer Traumaexposition in der Regel schlechter. Die iSPOT-D-Studie (international Study to Predict Optimized Treatment for Depression) untersuchte die Rolle von Traumata im frühen Kindesalter bei der Vorhersage des akuten Ansprechens auf Antidepressiva von MDD-Patienten. Patienten, die im Alter von 4–7 Jahren Missbrauch erlebten, hatten eine 1,6-mal geringere Wahrscheinlichkeit, ein Ansprechen oder eine Remission zu erreichen7.
Die Gabe eines multimodalen Antidepressivums bei MDD-Patienten, die ein Kindheitstrauma oder ein kürzlich aufgetretenes Trauma berichten, verbesserte deutlich die Symptome von MDD und die allgemeine Funktionsfähigkeit
Daher besteht großes Interesse an den Ergebnissen neuerer Studien mit einem multimodalen Antidepressivum bei MDD-Patienten, die ein Kindheitstrauma oder ein kürzlich aufgetretenes Trauma berichten8. Die Symptome von MDD und die allgemeine Funktionsfähigkeit wurden kurz- und langfristig signifikant verbessert und die Zeit bis zum Rezidiv verlängert. Die multimodale Pharmakologie übt unterschiedliche Wirkungen auf neuronale Bahnen aus, die mit Stimmung und Kognition verbunden sind, einschließlich einer verbesserten Glutamat-Signalgebung.
Emotionale Abstumpfung und Trauma
Andrea Fagiolini (Universität Siena, Italien) beschrieb, wie pandemiebezogene Traumata mit emotionaler Abstumpfung verbunden sein können, einem Symptom einer posttraumatischen Belastungsstörung9. Emotionale Abstumpfung, die Abflachung sowohl positiver als auch negativer Emotionen, ist bei MDD-Patienten ebenfalls häufig10. In einer Online-Umfrage gaben 45 % der Patienten an, dass sie der Meinung sind, dass ihre Antidepressiva ihre Emotionen beeinflussten, und 39 % erwogen, die Einnahme ihrer Antidepressiva aufgrund emotionaler Nebenwirkungen abzubrechen11.
Emotionale Abstumpfung ist bei MDD-Patienten häufig
Emotionale Abstumpfung wirkt sich negativ auf die Lebensqualität und die Funktionsfähigkeit im Alltag aus und steht in Zusammenhang mit einer verringerten Therapietreue, einer schlechteren Remissionsqualität und einem höheren Rezidivrisiko10,12. Bis heute ist die emotionale Abstumpfung ein schwierig zu behandelndes Symptom und kann tatsächlich eine Nebenwirkung einer Behandlung mit bestimmten Antidepressiva sein12.
Ergebnisse der COMPLETE-Studie
Nach 8-wöchiger Behandlung berichteten in einer Studie 50 % der Patienten, dass keine emotionale Abstumpfung vorhanden war
Prof. Fagiolini präsentierte aktuelle Evidenz aus der unverblindeten COMPLETE-Studie. Dies zeigte, dass ein multimodales Antidepressivum die emotionale Abstumpfung wirksam reduzieren kann, gemessen mit dem Oxford Depression Questionnaire (ODQ)12. Bei MDD-Patienten, die ein partielles Ansprechen auf SSRI/SNRI und ODQ ≥ 50 aufwiesen, zeigten sich signifikante Verbesserungen bei den Maßen für emotionale Abstumpfung und Anhedonie. Nach 8-wöchiger Behandlung berichteten 50 % der Patienten, dass keine emotionale Abstumpfung vorhanden war.
Die sich entwickelnde Behandlung von MDD
Bekämpfung von Stigmatisierung, Erleichterung des Zugangs zu Hilfsangeboten und Entwicklung von effektiven Online-Tools
Susana Sousa Almeida (Universität Porto, Portugal) illustrierte mit ihrer Präsentation eindrücklich die traumatischen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie. Sie schlug vor, wie man einige der sozialen und strategischen Herausforderungen bei der sich entwickelnden Behandlung von MDD angehen kann, einschließlich der Bekämpfung von Stigmatisierung, der Erleichterung des Zugangs zu psychiatrischen Hilfsangeboten und der Entwicklung effektiver psychotherapeutischer Online-Tools.
Finanzielle Bildungsförderung für dieses Satellitensymposium erfolgte durch H. Lundbeck A/S.