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Progress in Mind
Das neue Paradigma für die Behandlung der schweren depressiven Störung (MDD) ist, dafür zu „sorgen, dass sich Patienten gut fühlen und ihre Sache gut machen.“ Sich gut zu fühlen und seine Sache gut zu machen führt zu einer guten Befindlichkeit. Daher muss die Behandlung auch kognitive Symptome adressieren, welche die Leistung am Arbeitsplatz negativ beeinflussen. Die Wirksamkeit von Antidepressiva wurde jedoch traditionell mit Hilfe von Tools beurteilt, die eher affektive/emotionale Symptome anstatt der Kognition bewerten. In einem Symposium auf dem #ECNP2018 betonten Experten aus Kanada, Spanien und den USA den Bedarf an neuen Behandlungsansätzen sowie passende Tools zur Outcome-Messung. Damit sollen die multiplen neuronalen Transmittersysteme beeinflusst werden, die an der Pathogenese schwerer depressiver Störungsbilder (Major Depressive Disorder; MDD) kognitiver Beeinträchtigungen sowie der Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz beteiligt sind. Die Experten diskutierten auch über den Zusammenhang zwischen Messungen der kognitiven Funktion und der Leistung am Arbeitsplatz sowie die Bedeutung von Real-World-Daten, um die langfristige Effektivität von Antidepressiva bewerten zu können.
Die Multidimensionalität der Depression ist mehr als die Summe der emotionalen, kognitiven und physischen Symptome, denn die Symptome beeinträchtigen den psychosozialen Funktionsstatus – auch am Arbeitsplatz, hob Prof. Andrew Cutler, Chief Medical Officer of Meridien Research, Tampa, USA, hervor.
Kognitive Symptome können in vier Domänen eingeteilt werden, erklärte Prof. Cutler. Jede Domäne eine andere Auswirkung auf die Leistung am Arbeitsplatz, und alle diese Domänen können Teil der depressiven Symptomatik sein:
Die Definition von Behandlungserfolg ist eine vollständige funktionelle Wiederherstellung
Prof. Cutler hob die multiplen neuronalen Transmittersysteme hervor, die mit einer MDD assoziiert sind und bei denen die Neurotransmitter Dopamin, Serotonin und Noradrenalin bei der Reizübertragung in einer Reihe von Hirnarealen beteiligt sind. Um diese Transmittersysteme zu beeinflussen, ist nach seiner Ansicht ein komplexerer Behandlungsansatz erforderlich.
Prof. Iria Grande, Universität Barcelona, Spanien, stellte Betrachtungen an, ob sich die „traditionelle Wirksamkeit“ von Antidepressiva in den langfristigen Behandlungszielen widerspiegelt. Die Definition einer erfolgreichen Behandlung der Depression hat sich weiterentwickelt, erklärte sie. In den 1980er Jahren wurde sie definiert als Response mit multiplen Residualsymptomen.1 Heute ist der Behandlungserfolg als vollständige symptomatische und funktionelle Wiederherstellung (Recovery) definiert.2
Real-World-Daten zeigen dem Patienten die Effektivität der antidepressiven Therapie
Prof. Grande hob hervor, dass die Bestimmung der langfristigen Effektivität einer antidepressiven Pharmakotherapie für Patienten auch ein wichtiger Aspekt ist, um zu verstehen, wie Antidepressiva wirken.
In einem systematischen Review und Netzwerk-Metaanalyse zur Wirksamkeit und Akzeptanz von 21 Antidepressiva bei Patienten mit MDD aus dem Jahr 20183 erwiesen sich alle Antidepressiva als wirksamer als Placebo. Zwischen den einzelnen Antidepressiva gab es in herkömmlichen, placebokontrollierten Studien relativ kleine Unterschiede.
Zur Bewertung der Wirksamkeit wurden die Montgomery-Åsberg Depression Rating Scale (MADRS) and die Hamilton-Skala (HAM-D) benutzt, so Prof. Grande. Diese Skalen werden traditionell verwendet, um die Wirksamkeit von Antidepressiva zu messen, sie waren jedoch nicht dafür konzipiert, um die Kognition und den Funktionsstatus der Patienten zu evaluieren.4
Depressive Patienten erleiden häufig kognitive Beeinträchtigungen.5,6 Die kognitive Funktion ist ein Schlüssel-Outcome-Parameter,7 sagte Prof. Grande. Eine Studie mit 535 Patienten zeigte, dass sich über 70% der Teilnehmer eine Wiederherstellung ihres normalen prämorbiden Funktionsstatus am Arbeitsplatz, zu Hause und in ihrem sozialen Umfeld wünschten.8
Patienten wünschen sich eine vollständige funktionelle Wiederherstellung – die Rückkehr zu ihrem prämorbiden Funktionsstatus am Arbeitsplatz, zu Hause und im sozialen Umfeld
Verbesserungen der von MDD-Patienten berichteten kognitiven Beeinträchtigungen korrelieren mit Verbesserungen der Produktivität am Arbeitsplatz, bestätigte Prof. Pratap Chokka, University of Alberta, Kanada.
Dies wurde in der sogenannten „AtWoRC“-Studie mithilfe der Beurteilung der Arbeitsproduktivität und ihrer Beziehung zu kognitiven Beeinträchtigungen bei 196 Patienten mit MDD gezeigt. Die Teilnehmer der an 26 Standorten in ganz Kanada durchgeführten Studie wiesen kognitive Beeinträchtigungen auf und waren erwerbstätig.9 Die Produktivität am Arbeitsplatz wurde mit dem Perceived Deficits Questionnaire mit 20 Items (PDQ-D-20) und dem Work Limitations Questionnaire (WLQ) gemessen.9
Sowohl nach 12 als auch nach 52 Wochen korrelierten die Verbesserungen der kognitiven Beeinträchtigungen signifikant mit Verbesserungen der Produktivität am Arbeitsplatz (p<0.001).10 Dies unterstreicht die Bedeutung, auch kognitive Beeinträchtigungen therapeutisch anzugehen, um bei Patienten mit MDD den Funktionsstatus wiederherzustellen.
Die Veranstaltung wurde durch finanziell unterstützt durch H. Lundbeck A/S